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Henry Mex

Foto: Mandy Büttner

Ich wurde ein Jahr nach dem Mauerbau in Berlin-Ost geboren. Nach einer Schlosserlehrer arbeitete ich in den 80igern als Klimatechniker und spielte E-Bass und Kontrabass in Jazzbands. Mit dem Studium an der Hochschule für Musik »Hanns-Eisler« Berlin (89 – 93) beendete ich meinen Beruf als Handwerker. Als Musiker und Komponist wendete ich mich nun der freien Improvisation und Neuen Musik zu; Kompositionen für Filme und Tanztheater entstanden. Ein weiterer wichtiger Punkt war ab 1992 mein Engagement zur Erschließung der Wasserspeicher Berlin-Prenzlauer Berg für Klang-Kunstprojekte, was mit der Eröffnung das Festivals »Kryptonale«, deren künstlerischer Leiter ich von 1994 bis 2004 war, gelang. Ab dieser Zeit begann die Zusammenarbeit mit vielen innovativen Komponisten und Ensembles. Seitdem entstanden Raumkompositionen, Klanginstallationen, Tanztheaterprojekte. Orchesterwerke wurden in Deutschland und Frankreich aufgeführt. Seit 2010 arbeite ich als Juror einer Kunststiftung und engagiere mich in mehreren Neue Musik Vereinen (teilweise im Vorstand). In den letzten Jahren setzte ich meinen Schwerpunkt mit kammermusikalischen Kompositionen und Theatermusik und erhielt für meine kompositorische Arbeit zahlreiche Förderungen.

Maßgeblich für meine Kompositionskonzepte sind die Fragen des menschlichen Zusammenlebens auf unserem Planeten. Fragen zur Systemtheorie, Raumkonzepte, Zufallsoperationen, spontanes Reagieren (Improvisation); interdisziplinäre Zusammenarbeiten, ungewöhnliche Verknüpfungen von Tradition und Moderne inspirieren mich, aber auch die Bedeutung der Musik in der Gesellschaft generell (das Rituelle, Sinnlichkeit und akustische Ästhetik in der Umwelt).

Einige Beispiele meiner Konzepte aus den letzten Jahren möchte ich anführen, wie die Auseinandersetzung mit dem permanenten Wirtschaftswachstum und der daraus resultierenden Beschleunigung, insbesondere in der westlichen Welt und des Stresses für die Menschen in »RUN« (2017 – Ensemble Via Nova Weimar) oder in »Eine kurze Geschichte der Demokratie« (2018 Moscow Contemporary Music Ensemble) beschäftigt mich die Frage: Ist die Demokratie in Gefahr? Welche Entscheidungen trifft jedes Individuum im Verlaufe seines Lebens und was sind die Folgen? Das ist Thema der Kompositionen »Trifork« (2019 Bassonor) und »Flower (Trifork-Four)« – (2020 Fukio Ensemble).

Diese Ansätze sind für mich auch maßgeblich für die Beantwortung der oft gestellten Frage: Was kann heut- zutage noch das Neue in der Neuen Musik sein? Die vielfältigen konzeptionellen Ansätze zeitgenössischer Komponisten, gemischt mit ihren persönlichen Erfahrungen und Temperamenten unter dem Ehrgeiz des Entdeckens, des Experimentierens, ergeben zwangsläufig immer etwas Neues, Zeitgenössisches. Manchmal entdeckt man eigenständige neue Impulse erst Jahre später, wenn wir einen besseren Überblick über die jüngere Vergangenheit bekommen haben und neue Strömungen besser zurückverfolgen können.