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Alex Nowitz

Foto: Mariya Boyanova

Dr. Alex Nowitz studierte Musik u. Musikpädagogik, Gesang u. Komposition, letzteres bei Gerhard Rosenfeld (Potsdam, Deutschland), Prof. Paul Steinberg und Prof. David Heinick (beide Potsdam NY, USA). Als Komponist von Vokal-, Instrumental- und elektroakustischer Musik schuf er ein umfangreiches Œuvre, das zahlreiche Kammermusikstücke, Orchesterminiaturen, zwei abendfüllende Opern, installative Konzertformate sowie Musik für Tanz- und Sprechtheater aufweist. Zu den wichtigsten Bühnenwerken zählen Moving Tongues: Playing Space (Reaktorhallen Stockholm, 2019), Traumnovelle (Staatstheater Braunschweig, 2013), Die Stadt und Der Schnitt (Schaubühne Berlin, 2008), Die Bestmannoper (Theater Osnabrück, 2006) sowie Screaming Popes (fabrik Pots- dam, 2004). Er arbeitet mit
Spezialisten für Neue Musik zusammen, z.B. Ensemble Mosaik Berlin, Curious Chamber Players Stockholm, Kammerakademie Potsdam. Als vokaler Performancekünstler entwarf er eine Reihe von Soloformaten, die er auf international renommierten Festivals vorstellt. Dabei setzt er oft gestengesteuerte Live-Elektronik, wie das am STEIM in Amsterdam entwickelte Strophonion, ein und präsentiert damit eine neue Performancepraxis, die des vokalen Klangtanzes. Im April 2019 erhielt er von der Universität der Künste Stockholm für die Verteidigung seiner Dissertation Monsters I Love: On Multivocal Arts den Doktortitel verliehen. Für sein künstlerisches Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, Preise u. Stipendien, z.B. MWFK des Landes Brandenburg, Cité Internationale des Arts Paris, Kultur- stiftung Schloss Wiepersdorf oder Villa Aurora Los Angeles. 

»Grundsätzlich erträume ich mir in jedem Werk aufs Neue einen ganzheitlichen Performance-Ansatz, der eine gegenseitige Durchdringung von Klang, Musik, Sprache und Bewegung verfolgt. Experimentieren mit den Möglichkeiten des Vorhandenen ist integraler Bestandteil meiner kompositorischen Herangehensweise. Das beinhaltet nicht nur, mein eigenes künstlerisches Potential zu erkunden, sondern genauso das der InterpretInnen auszuschöpfen. Komponieren ist strukturelle Organisation, wo ich das erforschte und neu gefundene Material in einer Weise zusammenzusetzen suche (componere), so dass sich die Gesamtheit aller klanglichen Gestalten mit der gegenwärtigen, kulturell-gesellschaftlichen Situation in Beziehung setzen kann, in der das jeweilige Werk zur Aufführung gebracht wird. Das bedeutet nicht nur, dass das Werk in Potsdam eine andere Rezeption erfährt als in Seoul, sondern auch, dass neben ästhetischen, auch gesellschaftspolitische Fragestellungen zum Tragen kommen, die das Publikum zur Auseinandersetzung einladen. Ich denke an »Die Bestmannoper« (2006) oder »Tante Marianne« (2010), deren historisch-politische Dimension die unzureichende Aufarbeitung der Nazivergangenheit in Erinnerung ruft. Komponieren heute bedeutet nicht nur, Klänge zu organisieren, wie es Edgar Varèse einmal formulierte, sondern kraft der Kontextualisierung und Verknüpfungen aus Klang, sprachlichen Elementen, Bewegung und Raum, eine übergreifende Grammatik zu entwerfen, die ein Kompositionsgefüge hervorbringt, welches Kohärenz im Materialumgang mit Einzigartigkeit im Ausdruck zu verbinden sucht und gleichzeitig die gesellschaftspolitische Haltung des Autors zum Ausdruck bringt.«